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Unsere Geschichte - Tradition seit 1843


»Bei einem solchen Betrieb muss die ganze Familie dabei sein«


Es gilt nicht als gesichert, dass das traditionsreiche Braunschweiger Unternehmen Knappworst so alt ist, wie die Jägerweisheit »Der Lauf schießt, der Schaft trifft«. Absolut bedenkenlos allerdings lässt sich sagen, dass das Büchsenmacher-Geschäft – seit mehr als 175 Jahren im Dienst der Jäger und Schützen – alles dafür tut, der Binse nachhaltig Gültigkeit zu verleihen. Drei Generationen der Inhaber-Familie ziehen hier an einem Strang und leben ihre Branche. Allein die Kontinuität in der Fortführung des Betriebes ist beeindruckend und in heutiger Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr. Dass Senior Georg, Sohn Stefan als aktueller Chef und Enkel Sebastian, allesamt Büchsenmacher-Meister, in mustergültig abgestimmter Aufgabenteilung unter einem Dach wirken, erscheint erst recht bemerkenswert.

Für die Familie selbst ist der unternehmerische Rahmen zwar ebenfalls einer, auf den mit Stolz geblickt wird, auf der anderen Seite: ein gutes Stück Normalität.

Stefan Knappworst, der die Geschicke des Traditionsgeschäftes seit dem Jahr 2000 lenkt, beschreibt es so: »Dadurch das wir eine Familie sind, arbeiten wir ein bisschen so, wie wir als Familie funktionieren. Dadurch, dass man sich seit klein auf kennt, weiß man, worauf es ankommt, reagiert entsprechend aufeinander, weiß, was der andere braucht, um in diesem Betrieb das zu erledigen, wofür er da ist.« Das erleichtere die zwischenmenschliche Kommunikation schon erheblich.

Konstruktive Zusammenarbeit

Familiärer Sprengstoff? Den gebe es, wie in jeder anderen Familie, auch mal. Insgesamt jedoch hielten sich Ärger und Stress in Grenzen. »Hier im Betrieb kommt das doch recht selten vor. Im Grunde ist es die absolute Ausnahme. Und wenn es passiert, dann muss es sein, um gewisse Dinge auf die Reihe zu kriegen. Dafür bin ich als Chef schließlich da: um Sachen fair zu diskutieren, letztendlich aber auch den hoffentlich richtigen Weg durchzusetzen«, beschreibt Stefan Knappworst den Prozess der konstruktiven Zusammenarbeit.

Ein, wenn nicht der entscheidende Faktor für das Gelingen der generationsübergreifenden Arbeit ist, dass Sebastian, Stefan und Georg Knappworst umsichtig und mit viel Verständnis miteinander umgehen. Natürlich führe sein Sohn die Geschäfte völlig anders, als er, sagt der Senior: »Da er sie aber sehr erfolgreich führt, sehe ich nicht den geringsten Grund, ihm da hineinzureden. Diese Form des Respektes ist essenziell wichtig für ein gutes Verhältnis zwischen den Generationen. Es gibt sicher einige Fälle, wo das nicht so ist. Der Grund ist dann meist, dass der Nachfolger es nicht kann, der Senior glaubt, dass der Junior es nicht kann oder der Senior erwartet, dass alles so gemacht werden muss, wie es immer gemacht wurde.«

Generationsübergreifendes Verständnis

Grundsätzlich sollte natürlich geklärt sein, ob der eigene Nachwuchs Eignung und Neigung mitbringt, das Unternehmen weiterzuführen. Die Knappworsts sind sich einig, dass ausgeübter Druck auf den potenziellen Nachfolger im familiären Kreis eher das Gegenteil der guten Absicht bewirkt. »Ich habe Sebastian von Anfang an machen und sich entwickeln lassen. Als er noch nicht ganz entschieden war, habe ich sanft darauf hingewiesen, dass er in die Richtung gehen könnte. Entscheiden musste er das aber ganz alleine«, betont Stefan Knappworst. Letztlich hat sich die »lange Leine« ausgezahlt. Trotz anfänglicher Zweifel hat der jüngste Büchsenmachermeister der Familie den traditionellen Weg eingeschlagen: »Der Entschluss musste allerdings erst reifen. Nach der Schule wusste ich jedenfalls nicht genau, was ich machen will. Mein jetziger Beruf war am Anfang zumindest nicht erste Wahl. Ich hatte überlegt, zu studieren, bin dann aber doch recht sicher gewesen, dass das Sitzen im Hörsaal nicht unbedingt das richtige für mich ist«, skizziert Sebastian Knappworst, der seine Ausbildung in Ulm bei der Firma Krieghoff absolviert und nach dieser Zeit knapp zwei Jahre Erfahrungen in anderen Betrieben gesammelt hat. Seit August 2015 ist er im elterlichen Unternehmen, seit Mitte 2017 als Meister. Diesen Abschluss hat er ebenfalls in Ulm gemacht.

Erfahrungen sammeln

Für Stefan und Georg Knappworst war der berufliche Weg jeweils deutlicher vorgezeichnet. Allerdings betonen auch sie den hohen Wert des Blickes über den Tellerrand. »Man muss raus, darf nicht nur der Sohn vom Chef sein«, bringt Georg Knappworst die Sache auf den Punkt. Er musste einst den Umweg über den Beruf des Werkzeugmachers gehen. »Als ich Anfang der 50er-Jahre aus der Schule kam, galten die alliierten Bestimmungen.
Auf Waffenbesitz stand nach der Kapitulation die Todesstrafe. Ich wollte sehr gerne Büchsenmacher lernen und das Geschäft weiterführen, es ging aber schlicht nicht, weil es verboten war«, erzählt der Senior.
Seine erste Ausbildung – die Büchsenmacherausbildung inklusive Meisterbrief holte er später im Rheinland nach – hat Georg Knappworst bei der Braunschweiger Kamerafabrik Voigtländer absolviert. Dort gab es zusätzlich zum offiziellen Lehrplan einmal in der Woche qualifizierten Fotografie-Unterricht. Die Begeisterung zur Materie habe das ganze Leben angehalten. Und das Beste: heute kommt die Leidenschaft sogar dem Unternehmen Knappworst zugute.

Klare Aufgabenteilung

Obwohl nach Jahren der Älteste, betreut Georg Knappworst gemeinsam mit einer Kollegin den seit gut 20 Jahren bestehenden Online-Shop des Familienbetriebes. Der Senior lichtet in seinem kleinen Studio sowohl die gebrauchten als auch einige neue Waffen ab. Wenn Hersteller also mit Bildern geizen, dann schlägt die Stunde des DIY-Mannes. Mittlerweile schreibt er, der das Geschäft von 1973 bis ins Jahr 2000 führte, sogar die Beschreibungen der Modelle mit. Stefan Knappworst weiß den Einsatz seines Vaters zu schätzen. Er selbst kümmert sich vorrangig um das Ladengeschäft, wo es mit Wareneinkauf, Lieferantenbetreuung, Ablauf- und Personalplanung sowie dem Verkauf eine Menge zu tun gibt. Da sei es beruhigend, dass Sebastian, der mit 27 Lenzen der älteste von drei Söhnen ist, die Werkstatt größtenteils unter seine Fittiche genommen hat.

Entwicklungen erkennen, Fortschritt annehmen

Bis in die 90er Jahre hat der Familienbetrieb noch selbst Waffen hergestellt. Das freilich sei jetzt vorbei. Die Nische in der Nische war einfach zu speziell, zu winzig. »Wir handeln Waffen, kaufen und verkaufen sie, warten und reparieren, bauen Zielfernrohre darauf und testen Munition für Sportwaffen, die einen engen Streukreis bilden«, erklärt Stefan Knappworst. Die größte Säule des Geschäfts markiert traditionell das Jagdwaffengeschäft (Zielfernrohre inklusive), das etwa 60 Prozent des Umsatzes ausmacht. Die restlichen 40 Prozent verteilen sich in etwa zu gleichen Teilen auf »das größte Fernoptikcenter zwischen Harz und Heide«, mit der einer Auswahl an hochwertiger Optik für Ornithologen und Jäger, Sportwaffen (hochtechnische sehr präzise Luftgewehre) sowie die Bekleidung. Das Gebrauchtwaffengeschäft habe nebenher schon immer existiert, zu bislang unbekannter Blüte habe es aber erst der jetzige Inhaber Stefan Knappworst geführt, nicht zuletzt mit der 1999 noch revolutionären Idee, das komplette Portfolio, inklusive Gebrauchtwaffen ins Internet zu bringen. »Da haben wir gemerkt, dass uns dort die Geräte phasenweise fast aus der Hand gerissen wurden. Seither haben auch verstärkt Leute aus dem Ausland angerufen«, sagt der Inhaber nicht ohne Stolz, und Vater Georg ergänzt: »Mein Sohn hat sich ganz stark ins Gebrauchtwaffengeschäft reingekniet. Das lohnt sich. Viele, die eine neue Waffe kaufen, möchten ihre alte loswerden. Oder Leute, die nicht mehr zur Jagd gehen, veräußern ihre Bestände. Bisweilen können auch Hinterbliebene mit den Waffen des Verstorbenen nichts anfangen. Für dieses große Angebot an Gebrauchtwaffen gibt es einen Markt. Da ist Stefan Spezialist. Er kennt die Marktpreise, und kann Käufer wie Verkäufer eingehend beraten. Hier wiederum kommt uns schon die Kontinuität unseres Geschäfts zugute.«

Brennen für die Branche

Ein weiterer Pluspunkt für die Knappworsts ist ihre Identifikation mit der Branche. »Wir gehen auch privat zur Jagd, haben alle irgendwann den Jagdschein gemacht, uns einen Hund angeschafft. Das alles ist ja eng mit unserem Geschäft verwachsen«, sagt Stefan Knappworst. Als Unternehmer verschreibe man sich schließlich ohnehin mit Haut und Haaren seiner Tätigkeit – auch nach Feierabend. »Zuhause wird Tag und Nacht über den Betrieb gesprochen. Man versucht das nur manchmal ein bisschen zur Seite zu schieben, weil es ja auch noch andere wichtige Themen im Leben gibt.« Im Grunde aber gelte die alte Regel: »selbst und ständig«. Senior Georg Knappworst hat während der Ausbildung sogar seine spätere Frau Marianne kennengelernt. Deren Aufgaben im Büro habe nun Susanne, die Frau seines Sohnes, übernommen.

Familie und Mitarbeiter

 »In solch einem Betrieb muss die ganze Familie dabei sein, das geht gar nicht anders«, bekräftigt der Senior. Das sei jedoch nur die halbe Miete, meint Stefan Knappworst. Letzten Endes gelinge der Erfolg nur mit einem guten Team. »Unsere Mitarbeiter haben einen extrem hohen Anteil. Wir können in der Geschäftsleitung zwar sagen, was und wie wir etwas haben wollen, ausführen müssen es am Ende aber die Angestellten.« Damit im Team alles passt, werden Mitarbeiter und Auszubildende nach Neigung und bereits vorhandenen Branchenkennnissen auswählt. So sind die Mitarbeiter im Verkauf in der Regel zumindest jagd- oder sportschützenaffin, wenn nicht sogar aktive Schützen. Bei den Büchsenmachern ist eine spezifische Vorbildung, beispielsweise durch die Bundeswehr von Vorteil, meint Georg Knappworst: »Theoretisch könne man sich zwar alles aneignen, in unserem Bereich ist das aber doch sehr schwierig. Ein Grundinteresse ist daher absolut nötig.« Gefördert werden die 14 Mitarbeiter von Knappworst im Rahmen regelmäßiger Schulungen und Seminare, die unter anderem von Herstellern angeboten werden. Und auch die drei Chefs nehmen sich da nicht aus: schließlich soll auch in Zukunft der Lauf schießen und der Schaft treffen.

© Text und Fotos Andre Pausé, IHK Braunschweig